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Kathrin Linkersdorff. Microverse

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7. September - 10. Oktober 2024​, Galerie Sanji, Seoul

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Mit „Microverse“ präsentiert die Galerie Sanji in Seoul die erste Einzelausstellung der deutschen Fotografin Kathrin Linkersdorff in Korea. Die Ausstellung gewährt einen umfassenden Einblick in das experimentelle Schaffen der Künstlerin, deren Arbeiten die Grenzen zwischen Kunst und Wissenschaft auf faszinierende Weise auflösen.

Ausgehend von ihren bekannten Untersuchungen organischer Pigmente hat sich Linkersdorff in den vergangenen Jahren intensiv der Mikrobiologie gewidmet. In enger Zusammenarbeit mit führenden Forschern entwickelte sie innovative Bildgebungsverfahren, die fotografische Ästhetik im Spannungsfeld von organischem Wachstum und Verfall neu definieren.

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die zweijährige Kooperation der Künstlerin mit Professorin Regine Hengge vom Institut für Mikrobiologie der Humboldt-Universität zu Berlin. Gemeinsam untersuchten sie die Überlebensstrategien bakterieller Kolonien, die in Symbiose mit Pflanzen existieren. Durch das Injizieren von Bodenbakterien — natürlichen Produzenten von Antibiotika — in lebende Pflanzen dokumentiert Linkersdorff den Prozess des biologischen Zerfalls und eröffnet damit neue Perspektiven auf die Ästhetik des natürlichen Kreislaufs von Wachstum und Vergänglichkeit.

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In diesem Kontext hinterfragt Linkersdorff konventionelle, anthropozentrische Sichtweisen. Die Kompositionen und Farbwelten ihrer Fotografien sind nicht allein das Ergebnis künstlerischer Intention, sondern entstehen in der lebendigen Interaktion von Pflanzen und Mikroorganismen, die selbst Farben und Formen erzeugen. Das fotografische Resultat bleibt ein flüchtiger, fragmentarischer Ausdruck jener komplexen Prozesse, die unter sorgfältig definierten künstlerischen und wissenschaftlichen Rahmenbedingungen ablaufen.

Trotz des konzeptuellen und prozesshaften Charakters ihrer Praxis ist Linkersdorffs Werk von einer tiefen poetischen und emotionalen Bildsprache geprägt. Besonders eindrucksvoll zeigt sich dies in der Serie „Fairy“, in der die Farben von Pflanzen und Blüten vollständig entfernt und anschliessend ihre ursprünglichen Pigmente in einem wissenschaftlich gesteuerten Verfahren wieder aufgetragen werden. Bereits verwelkte Lebensformen scheinen hier auf magische Weise erneut zu erblühen — als hätte man ihnen für einen flüchtigen Moment neues Leben eingehaucht. In der Serie „Microverse“ werden chemische und biologische Prozesse in Petrischalen sichtbar gemacht. Die dabei entstehenden Bildwelten erinnern an die reduzierte, kontemplative Ästhetik der japanischen Tuschmalerei, in der sich Landschaften in zartesten Andeutungen offenbaren.

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Kathrin Linkersdorffs Arbeiten kreisen um die Ästhetik des Vergänglichen — jene flüchtigen Momente, deren Schönheit gerade in ihrer Endlichkeit liegt. Ihre Fotografien stellen universelle Fragen nach Leben, Überleben und Transformation, und schaffen dabei durch die Verbindung von wissenschaftlichem Ansatz und künstlerischer Imagination berührende, neue Erzählräume im zeitgenössischen Kunstdiskurs.

Yujin Kim, Hans Rölli Strasse 25, 8127 Forch, Switzerland                          © Yujin Kim as well as the authors, artists and photographers

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